Ich liebe meine Familie,
die Natur und die Berge.
Dieselben Orte immer wieder aufzusuchen, mag ich besonders gerne. So erlebe ich ganz intensiv das Werden und Vergehen im ewigen Kreislauf der Natur.
So gesehen war ich schon mal auf einem Achttausender – würde man den Hochfelln fünfmal übereinanderstapeln.
Doch leider ging es in meinem Leben nicht immer nur bergauf. Würde man die Verlusterfahrungen in Meerestiefen messen, wäre ich auch schon mal im Marianengraben gewesen.
Ich trauerte schon oft um liebe Weggefährten.
Aber nie kam mir der Tod in solcher Schwere so nahe wie bei meinem ältesten Sohn. Er starb im Alter von 13 Jahren.
Dieses eigene Erleben prägte mich sehr und ermöglichte mir im Kontakt mit anderen Betroffenen ein tiefes Verständnis. Das spürte ich besonders bei meiner früheren Tätigkeit im Pfarrbüro. Immer wieder erzählten mir Trauernde Geschichten über ihre Verstorbenen.
Um Menschen, die mich inspiriert und geformt haben.
Um Menschen, die ein erfülltes und langes Leben gelebt haben.
Um Menschen, die zu früh gegangen sind.
Ich verstand, wie wohltuend ein Gespräch ohne Hast, ein Zuhören und ein Gesehenwerden war. Und genauso verstand ich, wie heilsam eine gute Abschiedszeremonie ist. Ein Abschied, der es ermöglicht, trotzdem in Verbindung zu bleiben.
Allmählich begann ich, mich auch fachlich mit den Themen Sterben, Tod und Trauer auseinanderzusetzen. Die Theologin Birgit Aurelia Janetzky bildete mich zur Trauerrednerin aus. Während des Lehrgangs eröffnete sich ein breites Spektrum an Wissensgebieten, denen ich mich nach und nach widmete. Ich lernte über die Hospizbewegung und die verschiedenen Ansätze einer Trauerbegleitung.
Auch für die Geschichte Ihres verstorbenen Menschen halte ich einen Platz frei. Ich bin schon sehr gespannt.
Besonders interessant fand ich, wie andere Religionen und Kulturen mit der Trauerbewältigung umgehen. Es gibt viele Glaubensansätze, was hinter dem großen Vorhang geschieht. Jeder Ansatz will gewürdigt werden.
Vollgepackt mit einem Rucksack voller Lebenserfahrung und Erkenntnissen machte ich mich auf meinen neuen Weg. Nach und nach füllt sich der Rucksack mit Geschichten über das Leben und den Tod.